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Mit Kindern und Smartphone durchs Museum

Mit unseren DigiKids Kinderwerkstätten bieten wir für Kinder ab 4 Jahren Workshops an, bei denen digitale Medien zielgerichtet und mit Mehrwert  eingesetzt werden.

Gemeinsam mit dem LVR Landesmuseum Bonn führte ich den Workshop Pixels durch. Ziel war es zum einen, den Museumsbesuch für Kinder attraktiv(er) zu machen und zum anderen spielerisch, kreativ digitale Medien einzusetzen.

Unter dem Motto #DIGIKIDSSAFARI konnten die Teilnehmenden via Instagram ihre ganz persönliche Museums-Tour unternehmen und ihre Kunstwerke als Instagram-Story posten. Wichtig war mir dabei, dass die Kinder nicht zwangsläufig die Exponate und Bilder fotografieren müssen, sondern dass sie genau die Objekte digital festhalten, die für sie eindrücklich sind. Das kann dann auch schonmal der Klappstuhl in der Ecke oder der Feuerlöscher unter der Treppe sein. Aber dazu später mehr…

Mit diesem Workshop haben wir Erwachsenen die Möglichkeit bekommen, das Museum durch die Augen der Kinder zu sehen. Das empfinde ich als großen Schatz.

Worum geht’s uns bei Pixels?

„Digital ist cool – analog erst recht!“. Kinderinteressen auf den Umgang mit Smartphone und Tablet zu beschränken, wird der Lebensrealität dieser kleinen Persönlichkeiten in keinster Weise gerecht. Nichtsdestotrotz hat das Ausflugsziel Museum für Kinder vielleicht dann doch ein etwas eingestaubtes Image. Das hat aus meiner Sicht vielerlei Gründe. Vor allem sind wir Erwachsene nicht besonders hilfreich dabei, Kinder die Welt der Kunst und Kultur zu öffnen. Die ganzen schrecklich langweiligen Aspekte werden von uns immer und immer wieder ganz deutlich in den Vordergrund gerückt. Was müssen Kinder alles beachten?

  • Leise sein!
  • Nichts Anfassen!
  • Bloß nicht rennen!

Was dahinter steht, ist doch eigentlich: „Verhalte dich, als seist du unsichtbar. Verhalte dich, als seist Du mit deinen Sinnen nicht präsent.“

Kinder wollen die Welt erfahren. Das ist vielleicht manchmal laut, aber so unglaublich wichtig. Wir haben die Pflicht, den Kindern den Zugang so lange wie möglich lustvoll offen zu halten.

Was Fanden die Kinder das?

Ausnahmslos 24 Finger schnellen hoch, als ich fragte, wer denn manchmal am Handy oder Tablet Spiele spielt. Manche müssen sich die Geräte gar nicht erst bei den Eltern leihen, sondern besitzen bereits ein eigenes. Wir haben den Workshop mit einer 4. Klasse durchgeführt. Ich muss schon sagen, wir hatten es mit 24 kleinen Expert*innen zu tun.

So, alles geklärt. Und nun? Es geht los: Auf eine Fotosafari durch das Museum. Aber warte. Stop! Zuerst: Bildrechte für Kinder…

Am Anfang war das Bildrecht!

Instagram-Safari im Museum. Cool! mit dem Smartphone durchs Museum flitzen und dabei Posts für Instagram machen. Mega Cool! Bildrechte beachten. Häää? Bevor wir mit dem aktiven Teil des Workshops beginnen, versuche ich mit den  Kindern in den Austausch zu kommen.  Wie erleben sie das Foto machen und Posten? Wie praktizieren das die Eltern? Die größeren Geschwister? Die Großeltern? Wichtig ist mir an der Stelle, dass die Kinder sich bewusst machen, was es bedeutet ein Bild (mit einer Person im Zentrum) ins Internet zu geben. Denn: Ein Bild im Internet bleibt für immer dort. Das wollen selbst unsere Expert*innenkinder nicht. Ich schlage vor, dass wir uns untereinander vorher fragen, ob wir auf dem Bild sein wollen? „Meine Eltern fragen mich das nie!“ empört sich ein Kind. Es ist anzunehmen, dass sich die ein oder andere Familiendiskussion nach diesem Workshop mit Sicherheit zu Hause ergeben wird. Gut so!

Wer kennt dieses Bild nicht? Dieser sympathisch grinsende Affe, der ein Selfie auslöste, wurde – zumindest in der Social Media Gemeinde weltberühmt. Für die Kinder im Workshop leitete sich die Frage ab: Wem gehört das Bild? Wer hat Recht an meinem Bild?

Wichtig ist mir, die Kinder nicht einfach mit dem Smartphone losrennen zu lassen, sondern im Vorfeld dahingehend zu sensibilisieren, welche Tragweite ihr digitales Handeln haben kann.

Fotoregeln to Go

  • Vorher fragen bevor Gesichter fotografiert werden.
  • Besser ist: Rückenansichten.
  • Effekte, wie z.B. Weichzeichnen verwenden, um Gesichter unkenntlich zu machen,
  • Emojis über das Gesicht legen.

Erst denken. Dann klicken. Dann posten.

Das oben stehende Motto versteht jedes Kind und hat allgemeine Gültigkeit für den Aufenthalt in der Social Media Welt. Übrigens auch für Erwachsene.

Jetzt aber. Ab gehts in Museum.

In Gruppen stöbern die Kinder Exponate, aber auch architektonische Besonderheiten des Museums auf und fotografieren – aber mit Bedacht. Das Limit liegt bei drei Fotos pro Kind. „Ohhhh“, stöhnt die Klasse auf.

Pixel digital. Mosaik analog.

Im Werkraum des Museums wird dann ebenfalls noch einmal ganz analog gearbeitet: Die Kinder stellen in Gruppen eigene Mosaike her. So mit echten Steinen und Fugenmasse und richtig dreckigen Händen.

Während die Kinder sich an den analogen Pixeln versuchten, bearbeitete ich unser digitales Mosaik. Am Ende waren die Kinder begeistert. Sie konnten die digitale und die analoge Welt mit Mehrwert verbinden. Dabei erhielten sie einen erlebbaren Eindruck, wie viel Spaß es machen kann, ins Museum zu gehen.

Kinder nutzen analoge und digitale Reize ganz selbstverständlich. Da gibt es naturgemäß kein entweder oder, sondern vielmehr ein sowohl als auch.

Der Workshop hat allen richtig Spaß gemacht. Großen Dank an das LVR Landesmuseum Bonn, dass die das ganze Chaos mit 24 mit Smartphone und Tablets bewaffneten, durchs Museum rennenden und dabei fotografierenden Kindern so locker mitgemacht haben.

Wir werden bestimmt ein weiteres Event gemeinsam umsetzen. Ich freue mich drauf!

Ihr habt Ideen zu einem digital-analog-verknüpfenden Kinder-Event? Ihr möchtet mehr über unseren Pixels Workshop erfahren? Na gerne, hier entlang…

(Anmerkung: Teile dieses Textes stammen aus dem ebenfalls lesenswerten Museums-Blog des LVR Landesmuseums Bonn. Geschrieben von Susanne Röskens. Dieser Artikel erschien vor diesem hier. Hier könnt ihr den Artikel „Pixel vs. Mosaik“ lesen.)