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Digitale (Frei)Räume für Kinder

In vielen Workshops und Elternabenden geht es darum, bedürfnisorientiert zu schauen, wie und wann digitale Medien Raum im Familienkontext und im pädagogischen Alltag innerhalb der Kita finden.

Jede*r muss wissen, wann und wo welcher Raum gerade offen ist.

Was eigentlich logisch klingt, ist jedoch eine wichtige Basis, um diese (Frei)Räume mit allen Familienteilnehmer*innen auszuhandeln. Es ist vor allem entscheidend, dass die Regeln in diesen Räumen (im wahrsten Sinne des Wortes) kinderleicht zu verstehen sind.

Mutter sitzt mit Kindern auf der Couch und schaut auf das Tablet.

Digitale oder analoge Räume?

Beides ist gemeint. Die Frage nach Euren (Frei)Räumen hat zwei Komponenten:

  1. Wo sollen digitale Medien erlebt werden?
  2. Wann sollen digitale Medien erlebt werden?

Eure Digitale-(Frei)Raum-Karte kann also ganz unterschiedlich aussehen. Ich gebe Euch mal ein paar Beispiele zum Weiterdenken …

Beispiel Küche:

Die Küche kann, immer je nach Wohnsituation, durchaus ein digitaler Raum für Euch sein. Beispielsweise in den Nachmittagsstunden. In der Küche spielt sich oftmals Familienleben ab. Es passt also aus meiner Sicht durchaus, die Küche zu einem digitalen Raum zu machen. Ist sie immer ein digitaler Raum? Keinesfalls. In den gemeinsamen Essenzeiten sollte die Küche auf jeden Fall ein digitaler Freiraum sein. Aber: Die (Frei)Räume gelten für alle Familienteilnehmenden – also für die Kleinen und für die Großen.

Die Kinder sind es nicht, die abends am Essentisch die Mails aus dem Büro checken.

Wichtig ist, dass ihr nah dran seid. Ihr seid die Expert*innen für euer Kind! Auch wenn die digitale Medienzeit in diesem Alter immer auch begleitete Zeit bedeutet, heißt das nicht, dass ihr immer und ununterbrochen eurem Kind auf die Pelle rücken müsst. Seid anfangs ganz nah dabei, nur so könnt ihr Irritationen erkennen, Fragen beantworten und ein Gefühl dafür entwickeln, wann euer Kind genug Zeit vor dem Bildschirmmedium hat.

Im nächsten Schritt schaut ihr, dass ihr eine „Fühlnähe“ auf jeden Fall immer einhaltet. Auch wenn ihr im Nebenraum seid. Nehmt Euch den Schulweg als Gedankenbeispiel. Ihr werdet sicherlich damit anfangen, euer Kind bis zum Schulhof oder gar bis zum Klassenraum zu bringen. Nach und nach wird das Kind immer selbstständiger werden und die Strecke in immer größeren Etappen alleine bewältigen können.

Kind liest Karte.

Findet transparente Regeln

Die Regeln sollten so einfach sein, dass alle sie sich merken können. Versucht die gemeinsamen Regeln über die digitalen (Frei)Räume zu visualisieren. Klebt Bilder auf den Kühlschrank, malt Eure (Frei)Raum-Karte auf, usw. Wichtig ist, dass diese Regeln für alle transparent sind, so dass also jede*r verstehen kann, wann er*sie sich in einem digitalen Raum und wann in einem digitalen Freiraum befindet. Dabei sind alle (!) Regelwächter*innen. Ihr habt tolle Ideen, wie ihr Familienregeln für Kinder visualisiert? Dann schreibt mir gerne hier.

New Work und Home Office stellen uns nicht nur vor neue Herausforderungen, was Präsenzzeiten innerhalb der Familienkultur angeht, neue Arbeitswelten bringen es auch meist mit sich, dass Kinder uns u.U. häufig vor einem Bildschirm antreffen. Das macht was mit uns, als die wichtigsten Modelle für unsere Kinder. Klar ist, dass jobbedingter Einsatz von digitalen Medien in diese Regeln mit einfließen muss. Klar ist aber auch, dass der berühmte Elternsatz „Das verstehst Du nicht. Bei mir ist das jetzt was anderes …“ nicht mehr so einfach gelten kann.

Was können Digitale Räume sein?

  • Wohnzimmer (zu bestimmten Zeiten)
  • Küche (zu bestimmten Zeiten)
  • Orte im Haus oder in der Wohnung, in denen das Familienleben stattfindet

Was können analoge Räume sein?

  • Essenszeiten
  • Morgens vor Kita, Schule, …
  • Nachmittags beim Abholen
  • Abends beim Bettfertig machen
  • Beim zu Bett bringen
  • im Schlafzimmer

…und was ist mit dem Spielzimmer?

Ganz bewusst taucht es in den obigen Listen nicht auf. Warum? Es ist durchaus streitbar, ob das Spielzimmer ein analoger oder ein digitaler Raum sein sollte. Oder einfach beides ist?

Auf der einen Seite ist dies ein Ort des Spielens. Das könnte für den digitalen Raum sprechen.

Auf der anderen Seite ist das Spielzimmer u.U. verknüpft mit dem haptischen Spiel, mit Vorlesesituationen oder sonstigen Inhalten. Kurz um, es kann Sinn machen, diesen Ort weiterhin als analoges Refugium zu sehen.

Natürlich ist das alles vor allem eine Frage, der räumlichen Möglichkeiten. Sollten z.B. Spiel- und Schlafzimmer zusammengelegt sein, müssen wir noch einmal neu darauf schauen.

Junge schaut auf das Tablet.

Hier noch ein Extra-Tipp …

Wir haben in unseren Workshops sehr gute Erfahrungen mit dem Familien Tablet gemacht. Also einem für alle verfügbares Gerät, dass sich auch alle miteinander teilen. Also ein Gerät für alle Bedürfnisse. Das ist dann gelebte Digital Kompetenz. Mal nutzen Eltern das Geräte (für Theaterkarten oder Fußballergebnisse), mal nutzen die Kinder das Tablet (Spiele Apps, Recherche für den Wochenendausflug).

Und was mache ich mit den digitalen (Frei)Räumen in der Kita?

Das sieht die ganz Sache eigentlich ganz ähnlich aus. Ich halte nichts von Tages- oder Zeitkontignenten, von Tablet-Tagen und der Medienstunde. Findet für euch und eure Arbeit mit den Kindern Raum für Präsenz und Raum für Abstinenz von digitalen Medien. Darum geht es.

Bei uns gibt es nicht mehr „Nur“ den Blogartikel, sondern auch was auf die Ohren …

Haedphones On Wall

Hört euch die passende Podcastfolge genau zu diesem Thema direkt hier an:

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