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Facebook Messenger Kids
Eltern klicken mit

Vor einigen Wochen ist das Angebot YouTube Kids an den Start gegangen. Mit mäßigem Erfolg. So gab es z.B. Probleme mit Kinder-Videos, welche nicht-altersgerechte Inhalte zeigten (weitere Infos zu #ElsaGate). Nun schickt sich auch Facebook an, seine Angebotspalette um die Zielgruppe Kinder zu erweitern. Hierfür steht nun der neue Dienst Facebook Messenger Kids bereit.

Dieser Dienst wird zunächst getestet. Gemeinsam schauen wir heute schon auf das neue Angebot und beleuchten Stärken und Schwächen. Wo sind die Chancen? Wo sind die Grenzen? Und vor allem: Brauchen wir überhaupt einen Messenger für Kinder?

Was kann Facebook Messenger Kids?

  • Messenger App extra für Kinder konzipiert
  • werbefrei
  • ermöglicht „sichere und spaßige“ (Video-)Chats mit zuvor freigegebenen Kontakten
  • Inhalte / Informationen sollen laut Facebook nicht für Werbezwecke genutzt werden
  • Zielgruppe: 6-12-jährige Kinder
  • Eltern kontrollieren, mit wem die Kinder chatten dürfen

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Zunächst wird dieser Dienste in den USA unter iOS getestet. Android soll folgen. Einen Termin für den Deutschlandstart gibt es, laut Facebook, noch nicht. Bevor es für die Kinder losgeht, muss zunächst die Eltern App installiert werden. Das heißt dann natürlich auch, dass die Eltern, die ihren Kindern die Nutzung ermöglichen wollen, erstmal selber einen Facebook Account haben müssen.

Facebook für 6-12-jährige Kinder! Ist das überhaupt erlaubt?

Nein. Ist es nicht. Das geht laut Facebook AGBs erst ab dem 13. Lebensjahr. Die Kinder haben also keinen eigenen Facebook Account, sondern die Eltern bestimmen über die Kontakte der jungen Nutzer*innen. Damit das Ganze für die Kinder attraktiv ist, soll es bunte 3-D-Masken und z.B. kindgerechte GIFs geben.

Facebook wird alt. Instagram als Tochter-Unternehmen ist wesentlich angesagter bei der immer jünger werdenden Zielgruppe. YouTube (Google) erst recht. Der Facebook Messenger Kids ist ein Versuch von Facebook zum einen die Eltern als Nutzer*innen abzuholen und zum anderen die Kinder, als neue Nutzer*innen,  zu gewinnen.

Facebook Messenger für 6-Jährige. Brauchen wir das?

Hier kann sich jede*r ihre*seine Meinung bilden. Kinder, auch in dem Alter, sollen gerne Apps nutzen. Altersgerechter und begleiteter Kontakt mit Smartphone und Tablet sind für mich völlig OK. Sogar wünschenswert. Was macht jedoch Facebook? Die stellen sich hin und sagen „OK, Kids nutzen eh Apps. Dann können sie auch gleich unsere Messenger App nutzen. Da können die Eltern wenigstens entscheiden, mit wem die Kinder chatten“, die Eltern seien „letztendlich die besten Richter*innen“. Kann man so sehen. Muss man aber nicht.

Es gibt einen großen Unterschied zwischen begleitet und überwacht.

Wo sehen wir die Grenzen?

  • Die Eltern bestimmen über den Kontakt (und damit auch über die Inhalte). Das ist ein Eingriff in die Privatsphäre unserer Kinder. Kinder brauchen einen geschützten Raum, in dem Eltern nicht mitmischen. Die Beziehungsarbeit schafft Zugang zu der Lebenswelt unserer Kinder, nicht die Kontrolle.
  • Kinder begeben sich in den Kosmos Facebook. Das muss nicht sein. Es gibt durchaus sichere und freiere Messenger-Dienste. Z.B. diesen hier.
  • Es wird Eltern suggeriert, dass es „völlig OK“ und jetzt auch noch „kontrolliert“ und „total sicher“ ist, wenn mein 6-jähriges Kind einen Messenger-Dienst für seine Kommunikation nutzt. Das Thema ist jedoch viel komplexer.

Fazit

Aus unternehmerischer Sicht, ist die Idee ganz nett. Aus Kinder Sicht, weniger. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Kinder einen Messenger aktiv nutzen, von dem sie wissen, dass ihre Eltern die Kontakte vorher freischalten müssen. Es bleibt abzuwarten, wann der Dienst nach Deutschland kommt. Das er kommt ist, aus meiner Sicht, sehr wahrscheinlich.

Ein WhatsApp für Kinder anzubieten, ist mir als Lösung zu wenig.

Was dieses Thema auf jeden Fall anstößt, ist eine Debatte über Privatsphäre und Rechte von Kindern im Netz. Am Donnerstag, den 07. Dezember 2017 findet dazu bei uns ein Webinar statt. Klickt Euch gerne einmal rein. Die Teilnahme ist kostenlos.

Hier gehts zum Webinar „Privatsphäre und Rechte von Kindern im Netz„…